In Mitteleuropa sind die Tage im Mai meist schon recht warm. Manchmal durchbrechen allerdings kalte Polarströme diese warmen Temperaturen und bringen in klaren Nächten noch einmal Bodenfrost.
Deshalb erfolgte die Aussaat schon zu Zeiten des julianischen Kalenders (bis 1582) erst nach dem Tag der Märtyrerin Sophia von Rom, weil dann das milde Frühlingswetter als stabil galt. Mit Einführung des gregorianischen Kalenders wurden die „Eisheiligen“ nach vorne verschoben, so dass sie nach heutigem Stand eigentlich zehn Tage später liegen müssten.
In den letzten Jahrzehnten haben die „Eisheiligen“ etwas an Bedeutung verloren. Mit der globalen Erwärmung sind die Vegetationsperioden länger geworden und Frosteinbrüche im Frühjahr seltener, kürzer und auch weniger streng. Dennoch kommt es um den Zeitraum Mitte Mai immer wieder zu Kälteeinbrüchen. Im letzten Jahr gab es bereits Mitte/ Ende April einen Kälteeinbruch, bei dem Obst- und Weinbauern mit Strohfeuern und Paraffinkerzen die Obstblüte vor dem Erfrieren zu schützen versuchten. Auch viele Hobbygärtner werden sich an diesen Kälteeinbruch erinnern.
Im Laufe der Jahrhunderte gab es immer wieder starke Klimaschwankungen mit sehr kalten Abschnitten, die auch zu Hungersnöten führten. Die Bauern standen vor der Entscheidung früh auszusäen und die Ernte eventuell durch Frühjahrsfröste zu verlieren oder spät auszusäen und eine geringe Ernte einzufahren.
Die Eisheiligen erstrecken sich über fünf Tage (manchmal regional unterschiedlich). Sie beginnen am 11. Mai mit dem Tag des Mamertus, einem katholischen Bischof aus Frankreich, der um 400 nach Christus geboren wurde und Wunder vollbracht haben soll. Am 12. Mai ist der Tag des Pankratius, er wurde um 290 n.C. in der heutigen Türkei geboren und starb als Märtyrer für die frühe römische Kirche. Der 13. Mai ist Servatius zugeschrieben. Servatius war im vierten Jahrhundert Bischof im heutigen Belgien und soll den Hunneneinfall in Europa vorhergesagt haben, der dann ein Jahrhundert später tatsächlich stattfand. Am 14. Mai folgt Bonifatius, ebenfalls ein Märtyrer, der wegen seines Übertritts zum christlichen Glauben um 306 n.C. mit siedendem Pech hingerichtet wurde. Die letzte der fünf Heiligen ist am 15. Mai Sophia von Rom, im Volksmund die „kalte Sophie“ genannt. Auch sie starb um 300 n.C. als Märtyrerin.
Für einen sicheren Erfolg bei Saat und Ernte sollten Sie auch heute noch einen Blick auf die Wetterlage im Zeitraum Mitte Mai werfen. Pflanzen Sie Zucchini, Paprika, Tomaten und Gurken erst dann nach draußen, wenn keine Fröste mehr drohen. Salate, Kohlpflanzen und Kohlrabi sind etwas weniger empfindlich. Auch bei Sommerblumen lassen Sie besser Vorsicht walten, Geranien und Petunien sind weniger empfindlich als Fuchsien, Wandelröschen oder Dipladenia. Drohen Nachtfröste, schützen Sie ihre Pflanzen durch eine Abdeckung mit Vlies, Kartons oder Glasglocken oder stellen Sie Kübel dicht an Hauswände.